3.11.2025
Bei Stadtpark steig ich mit meinem schwer bepackten Fahrrad in den Lift ein, direkt vor mir eine ältere Frau. Ich sag, recht leise und entspannt “Vorsicht”, damit sie nicht irrtümlich gegen das Rad stößt und damit sie weiß, dass sie besser auf der linken Seite stehen sollte. Die Funzn schaut mich an und sagt: ” “bitte” heißt das und nicht “Vorsicht” !” (Wieso muss ich um die Benutzung eines öffentlichen Lifts bitten? Das nur am Rande..). Ich darauf: “Vorsicht kann’s auch heißen, aber fremden Leuten beibringen zu wollen, was gutes Benehmen ist, ist ansich schon schlechtes Benehmen, also eigentlich ein Paradoxon”.
Die Wut ob des verlorenen Machtkampfes steigt ihr zu Kopf, der einen leicht rötlichen Ton anzunehmen beginnt. Gespannt warte ich auf die Antwort, eloquent, schlagfertig, intellektuell? Aber dann, die Realität des Wiener Durchschnittscharakters lässt grüßen: “Blöde Kuh”, sagt die Gräzn und zieht von dannen.
5.12.2025
Mit dem Fahrrad in der Ubahn, das ist immer so eine Sache. Nicht weil’s generell verboten wär (nur zu den Stoßzeiten), sondern weil es in dieser Stadt ein ausgeprägtes Verlangen nach öffentlicher, ungefragter Meinungsäußerung gibt.
An einen grauen Dezembervormittag stehe ich tagträumend in der U4, mein Fahrrad, schwer beladen mit Harmonika und Rucksack, schräg platziert. Plötzlich höre ich ein vorwurfsvolles “Na, wir können auch ums Fahrrad herum gehen” und bemerke ein älteres Ehepaar, das bereits erfolgreich um mich herum navigiert hat. Die Frau sucht das Gespräch: “Braucht man da ein Extra Ticket, ist das überhaupt erlaubt?”. Leidgeprägt kontere ich sofort: “Wollen Sie streiten oder Infos, streiten freut mich grad nicht.” Zu meinem Erstaunen erkläre ich darauf tatsächlich die Fahrradmitnahmeregelungen der Wiener Linien, doch die Frau beschwert sich weiter: “aber Sie brauchen kein extra Ticket, dabei brauchen Sie Platz für drei, bei uns in Linz ist das anders”. Ich entgege: “Also wollen Sie doch streiten?” … Drauf sie: “Nein, nein, wir streiten eh miteinander” (Sie deutet auf ihren Partner). “Nagut”, stimme ich zu, “Dann streiten Sie beide miteinander, und ich streit daweil mit mir selbst”.
5.12.
Leichter verspätet fahre ich mit dem Fahrrad, die Harmonika im hinteren Korb verstaut, richtung Musikuniversität. Ein Typ, halbwegs jung, wahrscheinlich von irgendwo östlich von hier, kommentiert: “Katze!?”. Ganz natürlich und unreflektiert sprudelt eine Portion Wiener Grant bzw Direktheit aus mir: “Wenn da a Katz wär, wär’s längst hinnig”.